Bologna
Radtouren,
Rad-Schiff-Kreuzfahrten Italien
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Jahrhundertelang
galt dieser Landstrich nur als Hauptverkehrsader für Pilger und Händler auf dem Weg
zwischen den jeweiligen wirtschaftlichen und geistigen Zentren. Dabei werden die
Schönheiten links und rechts der von den Römern angelegten Militärstraße "Via
Aemilia" meist übersehen, jedoch auch von den Touristenströmen zur Adria - seit den
60er Jahren - verschont. Die Emlilia-Romagna formt ein Dreieck, dessen
natürliche Begrenzungen die fruchtbaren Flussauen des Po im Norden, die schroffen
Berglandschaften des Apennin im Süden und die Adria im Osten sind. |
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Auch auf Kunst versteht sich
die Emilia - so kann sich Bologna der 1088 gegründeten und somit
ältesten Universität Europas rühmen. Doch "la rossa" - wie die Hauptstadt der
Region aufgrund der allgegenwärtigen Ziegelsteine (und auch wegen ihren traditionell
politisch linken Gesinnung) genannt wird - bietet mehr: die Geschlechtertürme als
Wahrzeichen, Kirchen und barocke Paläste. |
Und alles verbindet ein zig Kilometer langes
Netz von schattigen Bogengängen. In Parma erwarten Sie der romanische
Dom mit dem schönen Domplatz, das Baptisterium und der Bischofspalast aus dem 13. Jh. In
der von zahlreichen Burgen und Schlössern geprägten Po-Ebene nordwestlich von Parma
liegt Soragna, dessen in Privatbesitz befindliches Schloss eines der
schönsten in der Umgebung ist. |
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Als eine der
attraktivsten Städte ganz Italiens gilt Ferrara - aus den unzähligen
besterhaltenen Bauwerken v.a. aus dem 15./16.Jh. ragen der Dom und der "Palazzo dei
Diamanti" heraus, der mit über 12 000 diamantförmigen Marmorblöcken ein imposantes
Licht- und Schattenspiel bietet. |
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Ein ganz anderes Gesicht
zeigt die Emilia-Romagna an der Adriaküste, die für die nachkriegsblassen,
sonnenhungrigen Deutschen viele Jahre lang das bevorzugte Urlaubsparadies war. Die
weitläufigen Strandzonen von Cesenático, Riccione und insbesondere Rimini haben
Berühmtheit erlangt als "Teutonen-Grill" der 60er Jahre. Und noch immer ist
Rimini eine Hochburg des Badetourismus, doch wer über die Massenerscheinungen in
Strandnähe hinwegsieht, wird auch einige architektonische Reize entdecken können. Die
gibt es - neben herrlicher Landschaft - auch in den südlich gelegenen Orten Montegridolfo
und Loiano. |
Hier wie in
der gesamten Emilia-Romagna wissen sich die Bewohner auf die angenehmen Aspekte des Lebens
zu konzentrieren. essen ist ein Stück Lebenskunst; man denke nur an den weltberühmten
Parmaschinken, den nicht minder schmackhaften "prosciutto di Modena", den
"aceto balsamico" (der übrigens 12 Jahre brauchte, um seine volles Aroma zu
entfalten), Parmesankäse, Lambrusco, Pasta... |
Nudelkurs
In der Emilia Romagna besuchte unsere kleine
Reisegruppe eine alte Villa. Ein viereckiger, schroffer Bau in einem
verwilderten Garten, unansehnlich und ungepflegt, und nur zwei verwitterte
Tierfiguren auf steinernen Torsäulen ließen vergangenen Wohlstand erahnen.
Das Innere jedoch barg
Überraschungen mit großzügigen Räumen, spärlich möbliert mit antiken Möbeln und
imposanten Fresken. An einer langen Holztafel standen die Utensilien für unseren
Nudelkurs bereit, eine weiße Kochmütze, ein Brett, eine Nudelrolle, Eier und
Mehl. Wir folgten gehorsam den emsigen Anleitungen unseres Koches und kreierten
mit verklebten Fingern mehrere Pastaformate wie Farfale, kleine Schmetterlinge,
und lange Bänder.
Die frische Teigware warfen
wir in einen großen Topf mit kochendem Salzwasser und nur zwei Minuten später
war sie essbar und schmeckte uns sehr gut, weil sie das Ergebnis unserer
unbedarften Anstrengung waren.
Ich erinnere mich gerne,
weil ich es noch einmal oder besser, ständig machen möchte. Es ist mein stiller
Widerstand gegen den Nudeldrucker.
Billig produziert in China,
von wo Marco Polo die Pasta für Italien entdeckt hat. Kaum vom Drucker in den
Kochtopf, im Livestream der Datenbrille, errechnet Google schon den jeweiligen
Verbrauch im Haushalt, kennt Preis und Energieverbrauch. Jetzt geht Liebe durch
den Server und endet in der Clowd.
Während ich den Teller noch
zum Spülen abräume, steigt oder sinkt mein Krankenversicherungsbeitrag,
kalkuliert mit Kalorien, Cholesterinwerten, Salzanteil und Zucker. Auf der
intelligenten Klobrille erfolgt der Folgecheck durch Feststellen von Gewicht,
Blutdruck und Puls. Was das ebenso intelligente Abwasserrohr noch macht, will
ich gar nicht wissen.
Meine Datenbrille zeigt mir
prompt die Empfehlungen zur gesunden Ernährung der nächsten Tage, während meine
Sehnsucht nach der Emilia Romagna mit zarten Schmetterlingsflügeln dem
vernetzten Haus zu entfliehen sucht.
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