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Radtouren, 
Rad-Schiff-Kreuzfahrten Italien |  | 
  
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    GRABINSCHRIFTEN
    ENTLANG DER STRASSE 
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    | Die in großer Anzahl von Grabstätten
    am Straßenrand der Via Appia, gleich außerhalb der Stadtmauern, vermittelten dem Blick
    der vorbei gehenden Fußgänger eine Vielfalt von Meldungen. Zahlreich waren die
    Aufforderungen, die Vergänglichkeit des Lebens zu bedenken, aber ebenso zahlreich waren
    Lobpreisungen der Verstorbenen, ihre politischen Tugenden und der Gemeinschaft geleisteten
    Dienste.    |  
    | Auf den vielen Grabschriften liest man die
    verschiedensten Behauptungen. Die Mehrzahl rügt die trübsinnige Trauer. Andere tragen
    Inschriften, mit denen der Verstorbene durch nachträglichen Racheakt Personen vermaledeit, die ihm im Leben ein Unrecht zugefügt hatten, sie somit
    öffentlich anprangerte. Noch andere spenden Belehrungen für das Leben. Einige vermischen
    Belehrungen mit Bedauern. «Solange mir das Leben gestattet war, war ich geizig. Daher
    rate ich, genießt mehr als ich es mir erlaubte.   |  
    | So ist das Leben: man erreicht früh diesen Punkt, dann
    besteht nichts mehr. Lieben, trinken, die Thermen aufsuchen, das ist das wirkliche Leben,
    dann besteht nichts mehr. Ich habe nie den Rat von Philosophen befolgt. Traut den Ärzten
    nicht, sie haben mich umgebracht». So konnte der Fußgänger grübeln, sich erfreuen, die
    Gedanken anderer Menschen zu kennen und sich sogar mit ihnen unterhalten. Es bestanden
    Gräber, die wir als interaktiv bezeichnen können: «Lese, Du Vorbeiziehender, welche
    Stellung ich im Leben eingenommen habe... und nun, nachdem Du mich gelesen hast, gute
    Reise! Gesundheit auch Dir». Und auf der Seite war ein freier Raum für die Gravierung
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