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Die Via Cassia, Verbindungsstraße zwischen Rom und Arezzo,
verlief entlang der östlichen Grenze Etruriens auf dem Gebiet, das natürlich von den
Flüssen Arno und Tiber eingeschlossen wird, und ging in die Via Flaminia über. Auf diese
Weise trug sie dazu bei, das Verbindungsnetz zwischen Mittel- und Norditalien
auszubreiten, von dem sie eine wichtige Verkehrsader darstellte. Die Via Cassia, später
als die ersten Konsularstraßen geschaffen (ihr Bau wird von einigen Quellen dem Konsul
Caius Cassius Longinus im Jahre 171 v.Chr., von anderen dem Konsul Lucius Cassius Longinus
Rovila im Jahre 125 v.Chr. zugeschrieben), erzielte sie schnell eine strategische Rolle,
sei es im Verlauf des Bürgerkrieges, als auch in den ersten beiden Jahrhunderten des
Kaiserreiches. Die Straße, die über Veio, Sutri, Forum Cassii
(dem heutigen Santa Maria Forcassi bei Vetralla), Bolsena, Volsinii und Chiusi führte,
wurde anschließend bis Florenz verlängert, wo der Apennin überstiegen werden musste
oder sich zum Adriatisehen Meer wenden konnte. Eine Reihe von Ausbesserungen und
Abzweigungen in späteren Zeiten kürzten merklich die Strecke oder erreichten andere Orte
wie beispielsweise Pistoia, Lucca und Luni. |
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*Rechts, Das archäologische
Gebiet von Volsinii Novi, des heutigen Bolsena. Unten, Die berühmte Apollostatue aus dem
archäologischem Gebiet von Veio. |
Unter den Straßen, die bis heute mehr den Namen
beibehalten haben als die ursprüngliche Trasse, ist die gegenwärtige Via Cassia
(Nationalstraße S.S.2) diejenige, die am treuesten die antike römisehe Strecke
beibehalten hat. Noch im Mittelalter war die Straße in vollem Betrieb und nahm die Pilger
auf, die sich auf dieser Strecke von Frankreich nach Rom begaben, die jedoch seinerzeit in
Via Francigena umbenannt wurde. Die erste Etappe von
geschichtlichem Interesse nach dem Verlassen Roms ist Veio, die etruskische Rivalin Roms,
heute fast völlig durch die Ausdehnung der Hauptstadt verschlungen. Das archäologische
Gebiet von Veio berichtet von vorgeschichtlichen Niederlassungen und von sehr antiken
etruskischen Funden, darunter der berühmte Apollo von Veio. Eine sehr beeindruckende
Aussicht ergibt sich an der Stelle, an der die Straße durch eine tiefe Schlucht des
Hügels in den Krater von Baccano eindringt, der die Poststelle Ad Bacanas (oder Ad
Vacanas, nach einer topografischen Bezeichnung der späten Antike) aufnahm, welche noch
den Ortsplan zeigt und daneben eine gut gepflasterte Teilstrecke der antiken Straße.
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DIE POSTHALTESTELLEN Unter den zahlreichen
Infrastrukturen, die einen Dienst entlang den Straßen verrichteten, waren die
Posthaltestellen die von den Behörden bestgepflegten, denn sie waren für die
Gewährleistung einer schnellen Verlagerung von Menschen und Gütern notwendig. Es
bestanden zwei Klassen. Die kleineren, mutationes genannt, dienten fast nur dem Wechsel
von Pferden und Fuhrleuten und waren mit einer Wirtschaft ausgestattet, ähnlich den
modernen "Trattorie". In die obere Klasse gehörten die mansiones, großzügiger
angelegt, die neben dem Wechsel der Pferde und Kutscher einen Gaststättendienst zur
Übernachtung und Hilfeleistung für Mensch und Tier verrichteten. Diese Stellen waren mit
Ställen, Wirtschaften und Werkstätten ausgestattet, in denen Hufschmiede, Schreiner,
Kutscher und Stalljungen tätig waren. In den größeren Stellen konnten Soldaten
einquartiert sein, die zur Straßenwacht eingesetzt wurden und zur Bekämpfung des
Räubertums. |
Für die Römer war Sutri das Tor nach Etrurien, eine malerische Stadt,
die auf einem felsigen Tuffsteinhügel entstand. Die schwierige Eroberung wurde Gegenstand
von zahlreichen witzigen Sprichwörtern. «Ire Sutrium» (nach Sutri gehen) bedeutet, eine
leichte Sache erledigen, in Erinnerung an die Episode des Jahres 380 v.Chr. als die
Römer, nach Verlust von Sutri, den Etruskern die Stadt am folgenden Tage wieder
entrangen. Nichts vermochten anschließend die Versuche der Etrusker, wieder in den Besitz
ihrer geliebten Stadt zu gelangen. Die Via Cassia führt dann am Lago di Vico vorbei, dem
antiken Ciminus lacus, den die Mythologe mit der Furie des Herkules in Verbindung setzt:
verzweifelt, weil er die heftig begehrten Nymphen Melissa und Amatea nicht wiederfinden
konnte, stieß er seine Keule in die Mitte des vulkanischen Kraters, so dass das Wasser
spritzte und ein Strahl die Mulde mit Wasser füllte.
In der Umgebung von Vico Matrino tragen die Ruinen einer Poststation die
Spuren von Gräbern. Der Glokkenturm einer dort stehenden romanischen Kirche bezeugt die
Kontinuität von der Antike zum Mittelalter. Eine auf den Ruinen einer Poststelle
errichteten Kirche: sicherlich zwei verschiedene Bauten, doch konnten sie auf die gleiche
Weise erlebt werden: als Raststelle, als Unterkunft, zum Ausruhen nach einer mühsamen
Strecke, die von den Menschen, meist zu Fuß, beschritten wurde. Eine Reihe von Brücken,
Dämmen, Durchbrüchen aus der römischen Epoche kann zwischen Castel d'Asso und Vetralla
bewundert werden. Die Via Cassia führte nicht über Viterbo (Surrina oder Surrena für
die Latiner), ein Dorf, das erst im Mittelalter die Bedeutung einer Stadt erlangte. Das
Gegenteil erlebte (Ferentium) Ferento, nördlich von Viterbo gelegen, nahe an der heutigen
Via Cassia. Der Ort erfuhr einen Aufschwung in der Kaiserzeit, wie das archäologische
Gebiet durch ein kunstvolles Theater aus der Epoche von Augustus und eine Thermalanlage
bezeugen. Weitere gepflasterte Strecken liegen zwischen der viterbesischen Ebene und
Montefiascone, bevor Bolsena erreicht wird, das altertümliche Volsini Novi. Als
Posthaltestelle im Jahre 265 v.Chr. gegründet, wuchs die Stadt unter dem Einfluss der an
ihr vorbeiziehenden Via Cassia. Bei ihrer Gründung war sie von Bewohnern aus Orvieto
(Volsinii) bevölkert, die von den Römern dorthin deportiert worden waren, nachdem sie
deren Häuser zerstört hatten. Ein Teil der Stadtmauern aus Tuffstein, wahrscheinlich in
der Zeit der Gründung von Bolsena errichtet, ist noch sichtbar, und eine Basilika, ein
Thermalgebäude und ein Theater bilden den Kunstschatz. Der Lago di Bolsena war ein
Knotenpunkt von Straßen, der unter dem KaiserTrajan durch eine direkt aus Perugia
kommende Verkehrsader geschaffen worden war.
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